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Paddeln um Korsika 2014
mit Klepper Langeiner
© Bilder und Text Klaus Goerschel
Teilstrecke 1
Cap Corse, Ostküste – Solenzara
8 Paddeltage, 136 km
Vortag
Nachdem ich schon einige Tage im Norden Korsikas verbracht hatte, entschloss ich mich, die Paddeltour um Korsika mit meinem Klepper Langeiner in Macinaggio zu beginnen. Um Form aufzubauen und mich mit dem Meer und den Windverhältnissen von Korsika anzufreunden, erschien es mir sinnvoll, erst an der Ostküste nach Süden entlang zu paddeln.
An einem schönen Sonnentag schaute ich mir die Küste um Macinaggio genauer an. Der wunderschöne Küstenwanderweg "Sentier des Douaniers" war genau richtig, um Ausschau nach einem geeigneten Strand zu halten. In der Nähe des Parkplatzes Tamarone in der Bucht nördlich von Macinaggio wurde ich fündig.
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1. Paddeltag 16 km
Samstag 3.5. Macinaggio - Plage Pietracorbarau
Heute sollte das Abenteuer „Paddeln um Korsika“ endlich beginnen. Mir war so unwirklich zumute, dass ich mechanisch nur tat, was ich gestern geplant hatte, aber sorgsam darauf bedacht, keinen Fehler zu machen. „Also jetzt stehst du auf, packst das Zelt und die Schlafsachen, frühstückst kurz und fährst nach Macinaggio.“
Alles war gut vorbereitet und so verließ ich 7.30 Uhr den Zeltplatz „La Pietra“, fuhr nach Macinaggio, baute das Boot auf, brachte das Auto nach Erbalunga und trampte zurück nach Macinagio. Noch vor 14 Uhr erreichte ich mein Boot, das zu meiner Erleichterung so am Strand lag, wie ich es verlassen hatte. Besonders einladend war die See nicht. Der Himmel war bedeckt und auf die Küste rollten hohe Wellen zu.
Nun musste ich das Boot zum Strand an das Wasser ziehen. Erst jetzt, als ich konkret vor der Aufgabe stand mein Boot ins Wasser zu bringen und einzusteigen, wurde mir die hohe Brandung bewusst.
Ich wartete noch eine Stunde und tatsächlich, die Wucht der anrollenden Wellen ließ allmählich nach. Trotzdem tat ich mich bei meinem ersten Einsteigen schwer, war nass fast bis zum Bauch und nahm auch gehörig Wasser über.
Bei der unruhigen See und einem Ostwind Stärke 2 bis 3 fühlte ich mich anfangs etwas unsicher und versuchte durch hohes Tempo das Boot zu stabilisieren. Ich hatte viel zu viel auf die Decks gepackt, sodass der Wind das Boot schnell auf die Küste zu trieb. Fast 4 Stunden paddelte ich konzentriert gegen Wind und Wellen. Zu fotografieren wagte ich nicht.
Gegen 19 Uhr landete ich am Strand von Pietracorbara bei mäßiger Brandung ungefähr in Höhe eines Pavillions an. Wieder holte ich Wasser über. Aber insgesamt war ich zufrieden, dass ich auf See so gut vorangekommen war.
Da es nach Regen aussah, schleppte ich Zelt und Schlafsachen und Kochzeug unter das Dach dieses Pavillions, der wohl als Restaurant diente aber noch geschlossen war.
Ich kochte mir Würznudeln zum Abendessen und beobachtete erst einmal die Lage am Strand, um einzuschätzen, wo ich mein Zelt aufbauen könnte. Als es dämmerte, zögerte ich nicht, mein Zelt unter das Pavilliondach zu stellen. Kaum auszudenken, wenn der Besitzer vorbeigekommen wäre.
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2. Paddeltag 20 km
Sonntag 4.5 Plage Pietra Corbara – Camping Les Sables Rouge
Ruhige Nacht unter dem Pavillion und gut geschlafen. Stehe schon gegen 7 Uhr auf. Erstaunlicherweise ist es windstill aber am Strand rollt eine riesige Brandung von Osten heran. Ich bringe das Boot zum Meer kann aber nicht einsetzen und muss warten. Frühstücke in aller Ruhe. Gegen Mittag kommt die Sonne durch und die Brandung lässt nach. Endlich 13. 00 Uhr lege ich am Pietra Strand ab.
Bei leichtem Nordostwind und nicht ganz so hohen Wellen wie gestern, bin ich am frühen Nachmittag in Erbalunga. Heute komme ich mit dem Seegang besser zurecht. Ich lege im alten Fischerhafen an und sortiere einige Sachen aus dem Boot aus, um es leichter zu machen und auch, um das Vorschiffsdeck frei zu bekommen.
Die aussortierten Sachen bringe ich zu meinem Auto auf dem Parkplatz in Erbalunga.
Ich leiste mir auch noch einen Eisbecher in einem romantischen Lokal am Hafen.
Dann geht es 16.30 Uhr weiter nach Bastia. Gegend Abend wird die See ganz ruhig. Ich kann locker am großen Hafen von Bastia vorbei paddeln.
Nach einiger Sucherei finde ich kurz vor 19 Uhr hinter Bastia den Strand beim Campingplatz "Les Sable Rouge", muss aber leider noch 100 m durch den Sand waten. Zelt und Schlafausrüstung schleppe ich auf den Platz. Das Boot muss ich am Strand liegen lassen.
In der Abenddämmerung setze ich mich an den Strand und genieße ich die Ruhe des Meeres und den Blick auf Bastia. |
3. Paddeltag 18 km
Montag 5.5 Camping Les Sables Rouge – Strand Pineto Süd
Am nächsten Morgen habe ich das Glück einen wunderschönen Sonnenaufgang zu erleben.
Schon bald liegt der Campingplatz im goldenen Morgenlicht.
Durch das schöne Wetter bin ich voller Elan und will nun endlich Bastia hinter mir lassen. Doch die Packarbeiten schleppen sich unbotmäßig lange dahin. Pro Gang waren das immerhin fast 100 m.
Erst 11 Uhr lege ich bei aufkommender Brandung ab.
Der Wind ist frisch und bläst mit ca. 20 km pro Stunde aus Nordost. Er schiebt mich ein bisschen und so komme ich gut voran. Gegen Mittag entschließe ich mich zu einer Rast. Wo ich anlanden kann, muss ich nicht lange suchen. So weit das Auge reicht zieht sich ein breiter Sandstrand nach Süden, immer mal wieder durch aufgeschüttete Steine, Gartenlauben und Restaurants, die bis zum Wasser heranreichen, unterbrochen.
Eine junge Frau kommt vorbei und schaut sich mein Kajak genauer an. Dann fragt sie, woher ich komme und wohin ich wolle. Da bin ich schon in Verlegenheit, denn bis jetzt habe ich noch keine konkrete Vorstellung wieweit die Reise gehen soll. Nach Süden, wenn es geht bis Bonifacio, mehr kann ich noch nicht sagen und wenn ich auf die blaue See sehe und den langen Sandstrand, dann wünsche ich mir im Augenblick nur einfach weiter zu paddeln. Natürlich wäre es ein Traum Korsika zu umpaddeln, aber ob diese Idee zu verwirklichen ist, konnte ich jetzt beim besten Willen nicht sagen.
Der Wind dreht auf Ostsüdost. Von See aus schaue ich immer wieder zum Strand hinüber, der zum Teil von Pinienwäldern und manchmal auch von Palmen gesäumt wird. Ein Gefühl von Südsee und Palmeninseln könnte aufkommen, wenn nicht in der Ferne die Berge zu mir herübergewinkt hätten, die Boten des GR 20, über den ich noch wandern möchte. Jetzt, hier an der Küste, scheint alles noch weit entfernt.
Gegen 18 Uhr bin ich so paddelmüde, dass ich in nicht zu weiter Entfernung von einer Häusergruppe am Strand anlande und schlicht beschließe hier für die Nacht zu bleiben. Der Strand schließt mit einer grasbewachsenen Dünenkuppe ab, auf der ich auch genügend ebene Flächenstücke zum Zelten sehe. Schnell packe ich mein Boot aus und schleppe die Säcke auf die Düne. Der Wind lässt nach, die See beruhigt sich und so verbringe ich noch in Ruhe und Frieden eine sanfte Abenddämmerung.
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4. Paddeltag 7 km
Dienstag 6.5. Pineto Süd – Marina di Sorbo, Euro Beach Camping
Als ich 6.30 aufstand schaue ich aus dem Zelt zum Boot hinunter und bekomme einen leichten Schrecken. Ein Angler hat sich neben meinem Boot breit gemacht und in unmittelbarer nähe 4 Angeln in den Sand gesteckt, sodass ich das Gefühl habe, mein Boot störe ihn beim Aufbau der Angeln. Als er mich sieht, winkt er mir freundlich zu und ich bin erleichtert, denn ich weiß, dass "Camping Sauvage" in Korsika nicht gern gesehen wird. Natürlich gibt es für den Notfall Ausnahmen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück schleppe ich erst gegen 10 Uhr meine Packsäcke zum Boot hinunter. Als alles in Reih und Glied aufgereiht ist, fragt mich der Angler, ob dieses viele „materiaux“ ins Boot passen würde. Ja, natürlich. Aber ich muss zugeben, nur mit großer Mühe und Stopferei. Zuletzt schenke ich ihm eine große Plane, die er auch gerne annimmt. Immer wieder mache ich die gleiche Erfahrung, ich nehme zu viel mit.
Leider ist nun auch ein Wind aus Südsüdost aufgekommen mit geschätzten 3 Windstärken. Ich muss mich gut ins Zeug legen, um einigermaßen vorwärts zu kommen.
1 Uhr mittags gehe ich in einer kleinen Bucht an Land. Auf dem Sand ist es brütend heiß. Ich esse und knabbere noch ein wenig und dann geht es 2 Uhr weiter.
Wieder paddle ich parallel zum Strand gegen den Wind. Ich komme kaum schneller voran als ein langsamer Fußgänger. Da kann der endlose Strand schon eintönig werden. Aber die Möglichkeit sofort an Land gehen zu können, wenn es notwendig ist, beruhigt mich sehr und macht mir den Strand sofort zum guten Gefährten.
Kaum sehe ich Kugellampen hinter den Dünen aufragen, da ahne ich, dass hier wohl ein Campingplatz ist und steuere sofort auf den Sand zu.
Strandgänger sagen mir, dass hier das Euro Beach Camping von Marina di Sorbo sei. Zwar ist es erst 16 Uhr, aber ich entscheide mich wegen des starken Windes für heute die Tour zu beenden und auf diesem Campingplatz, der relativ nahe zum Strand liegt zu zelten.
Ich inspiziere gerade die freien Flächen und schätze den Weg zum Strand ab, als eine Viertelstunde später ein großes Wohnmobil aus der Schweiz einfährt. Es kommt gleich zu einer netten Unterhaltung mit dem Schweizer Paar, wobei ich ihnen erzähle, dass ich mit dem Kajak auf See unterwegs bin. Es sind Hans Peter und Evi aus der deutsch sprechenden Schweiz. Als mich die Beiden zu Pellkartoffeln und Quark nebst Salat, Wurst, Käse und Brot zum Abendessen einladen, bin ich sprachlos, freue mich aber gewaltig über die nette Geste. Es schmeckt prächtig und die Unterhaltung nimmt munter seinen Gang. Im Anschluss an das Essen besorge ich noch eine Flasche Rotwein und dann unterhalten wir uns bis in die Nacht über Wohnmobile, Reisen, Abenteuer und Grabnerboote. „Klaus, dann laden wir dich mal zu einer Fahrt mit unserem Grabnerboot auf der Reuß ein.“ Ein tolles Abenteuer denke ich und sage zu.
Noch ahne ich nicht, dass wir uns noch öfter begegnen werden. |
1 Ruhetag
Mittwoch 7.5. Euro Beach Camping
Für heute beschloss ich, einen Ruhetag einzulegen. Ich wollte meine Wäsche waschen und alles auf Nässe und Feuchtigkeit kontrollieren. Wie sich zeigte, war das auch dringend geboten, denn einige Taschen und Säcke erwiesen sich nicht als so wasserdicht, wie ich angenommen hatte. Es wurde wieder ein heißer Tag mit leichtem Wind und so trocknete alles in kürzester Zeit.
Meine gelegentliche Abwesenheit vom Zelt nutzte der Hund von meiner Zeltnachbarin Gabi, einer älteren Dame, die schon seit Jahren ihren Urlaub auf Korsika verbringt, um sich meine gute Salami einzuverleiben. Ich musste lachen, als mir Gabi den Wurstzipfel zeigte und der gute Hund äußerst zufrieden in unbestimmte Ferne blickte. Gabi besorgte umgehend ersatzweise eine korsische Hartwurst, die mir sehr gut schmeckte. So kam es, dass ich begann korsische Produkte sehr zu schätzen.
Noch am späten Nachmittag bereitete ich meine Weiterfahrt für Morgen früh vor.
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5. Paddeltag 20 km
Donnerstag 8.5. Euro Beach Camping – Port de Campoloro, Camp Padulone
Heute, es ist bereits 11.30 Uhr, paddle ich bei strahlender Sonne und leichtem Gegenwind wieder südwärts die Küste entlang. Oft muss ich kilometerlang durch flaches und mit Steinen durchsetztes Küstenwasser paddeln, das meine ganze Aufmerksamkeit fordert. Habe ich 2 bis 3 Meter tiefes Wasser unter mir, dann leuchtet die See türkisgrün. Ist es noch tiefer dann pflüge ich durch tiefblaues Meer. Wenn aber die Steine hellgelb schimmern und die anrollenden Wellen sich brechen, dann liegen die Steine dicht unter der Oberfläche.
Der Blick auf die weiter landeinwärts liegenden Berge zeigt mir, dass die Gipfel teilweise in Wolken gehüllt sind und es scheint mir nicht ganz ausgeschlossen, dass es dort sogar regnet.
Am Strand, der sich auch hier in unendliche Weiten zieht, tauchen hin und wieder Badende, Autos und Wohnmobile auf. Trotz Müdigkeit gehe ich erst am Moriani Strand an Land. Ich will zu einem Supermarkt, um Obst, Brot und Bier zu kaufen. Das Boot ziehe ich ein Stück den Strand hinauf. Eine junge Holländerin beobachtet mich und scheut sich nicht zu fragen, wohin ich noch paddeln wolle. Ich erzähle was von Bonifacio, frage aber sofort nach einem Supermarkt. Das wisse sie auch nicht aber hier in Nähe des Strandes im Süden der Stadt in der Straße Soundso, gäbe es eine ganz tolle Eisdiele, die ich unbedingt aufsuchen müsse.
Ich bin leicht amüsiert und mache mich aber umgehend auf die Suche nach einem Supermarkt, bis ich feststelle, dass heute ein Feiertag ist und die Läden geschlossen haben. Da sich die Eisdiele auch in meinem Kopf festgehakt hatte, suche ich nun ernsthaft die Eisdiele, finde sie auch und bestelle bei dem freundlichen Kellner ein Bananenspliteis. Das Eis war großartig und ich lobte den Ratschlag der Holländerin.
Ich paddele noch gut eine Stunde und sehe hinter der Marina von Campoloro schon von weitem einige Campingmobile auf einer Wiese stehen. Und tatsächlich stellt sich heraus, dass es sich hier um den Außenbezirk eines riesengroßen Campingplatzes handelt.
Der Holländer aus dem roten Campingbus, sagt mir, ich könne hier zelten, denn die Rezeption sei sehr weit im Landesinneren. Also schleppe ich mal wieder Zelt und Schlafsachen in zwei mühsamen Landgängen zu einer Wiese nahe einem Teich und baue mein Zelt auf.
Komisch das bekommt die Campingwirtin sofort mit und fordert mich auf, in ihr Fahrzeug zu steigen, um mir die Rezeption und die Sanitären Anlagen zu zeigen. Wir sind mindesten noch 2 km landeinwärts gefahren bis zu den Toiletten und Duschen. In der Rezeption geht es drunter und drüber. Als ich des Wartens müde bin und gehen wollte, nimmt mir die Dame schmucklos 5 Euro ab und sagt das wäre gut so. Eine Hilfskraft karrt mich mit einem Fahrzeug zum Zelt zurück, das ich sonst wohl nie wieder gefunden hätte.
Das nächtliche Froschkonzert imSumpf hinter meinem Zelt wiegte mich allmählich in den Schlaf.
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6. Paddeltag 22 km
Freitag 9.5. Camp Padulone – Tour de Diane
Bin schon 6 Uhr morgens auf den Beinen und will Zelt und sonstige Schlafausrüstung möglichst unbemerkt zum Strand tragen. Aber weit gefehlt. Einer aus dem Wohnmobil schien richtig auf mich gewartet zu haben. Wie sich nachträglich heraustellt, hatte er eine Kamera bei sich und wollte meinen Start in die See auf jeden Fall filmen. „ So was sieht man ja nicht alle Tage“, erklärt er im sächsischen Tonfall.
Auch die Holländer passen mich ab. Sie bieten mir gleich eine heiße Tasse Kaffee an, die ich auch dankend annehme. Sie helfen mir die Säcke zum Strand zu tragen und dann wird fotografiert, gefilmt, bewundert, gefragt, begutachtet was das Zeug hält. Natürlich freut mich das Interesse und ich erkläre, begründe und komme ins Schwärmen.
Sie lassen sich auch nicht das kleinste Detail entgehen. Einzig eine junge Reiterin, die mit ihren Pferden nahe am Ufer durch das Meer watet, zieht für einen Moment die Aufmerksamkeit auf sich.
Gegen 10 Uhr kann ich endlich ablegen. Der Himmel ist von zarten Wolkenschleiern durchzogen und von Osten weht ein leichter Wind. Ansonsten strahlt die Sonne und der Strand wird immer heller. Hier ist es besonders einsam.
Nach drei Stunden paddeln mache ich diesmal an einem Naturisten Strand in der Nähe von Marine Bravone eine längere Pause. Auch hier ist es sehr einsam und ich genieße die Weite des Sandstrandes und die herrliche Ruhe. Als ich wieder mein Boot besteigen will winke ich zwei Paddlern im Seekajak zu, die parallel zum Strand Richtung Norden paddeln. Sie ändern umgehend den Kurs und paddeln mit ihren schnittigen Booten auf mich zu. Wie sie mir erzählen, sind sie von Bonifacio aus gestartet und wollen nun an der Ostküste bis zum Cap Corse paddeln. Wie ich schon sehe, fahren sie mit minimalem Gewicht und sind technisch sehr gut ausgerüstet. Sogar eine GoPro ist auf dem Hinterdeck installiert.
Wir wünschen uns gute Fahrt und die freundlichen Paddler sind bald meinen Blicken entschwunden. Die Begegnung hat mich hoch motiviert und so paddle ich voller Elan weiter nach Süden. Trotzdem beschließe ich, am Genueserturm Diane für heute die Fahrt zu beenden.
Hinter der Stranddüne breitet sich hier der Binnensee Diane aus.
Ich baue mein Zelt auf der Düne auf, setze mich noch ein wenig auf meinen Stuhl und lausche der Brandung des Meeres. So gegen 23 Uhr lege ich mich zur Ruhe und schlafe auch bald fest ein.
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7. Paddeltag 22 km
Samstag 10.5. Tour de Diane – Marina d´Erba Rossa a Ghisonaccia
Als ich 6 Uhr morgens aufwache, herrscht eine gespenstische Stille um mich herum. Kein Wind, der an meinem Zelt rüttelt, keine Brandung, die die ganze Nacht gegen die Küste anrollt, kein Angler, der im Morgengrauen seine Angeln in den Sand gepflanzt hat. Der Strand ist bis zum Genueserturm menschenleer.
Ich genieße mein Frühstück am Strand in der kühlen Morgenluft. So nehme ich mir alle Zeit der Welt und lege trotzdem bereits 10 Uhr bei fast absoluter Windstille und fastkeiner Brandung ab.
Eine Stunde lang bleibt die See glatt. Dann erhebt sich ein leichter Wind aus Südost. Die Sonne sticht. Das Meer schimmert wunderbar türkisgrün. In der Ferne kann ich zum ersten Mal die schneebedeckten Gipfel der Berge sehen.
Endlos gleite ich an dem weißen Sandstrand vorbei. Langweilig ist mir überhaupt nicht. Mein breiter australischer Cowboyhut schützt mich gut gegen die Sonne. Nach einer weiteren Stunde paddle ich auf einen hellen Baumstamm am Strand zu. Die Brandung ist harmlos, aber die Küste ist so steil, dass ich beim Aussteigen gleich bis zum Bauch im Wasser stehe. Macht nichts.
Der Strand ist menschenleer, soweit das Auge reicht. Ein wenig getrunken, ein wenig geknabbert und 12 Uhr wieder aufgebrochen.
Schon bald wird der Südost schärfer und ich muss mein Paddel ordentlich durchziehen. Die bewaldete Küste bleibt absolut menschenleer. Der Strand ist weiß und erinnert mich von den Bildern her an die Südsee. Das Meer schwankt zwischen türkisgrün und tiefblau.
Gegen 14 Uhr paddle ich noch einmal auf den Strand, die Einsamkeit und die Ruhe zu genießen. Gleich hinter dem Sandstrand duften große Pinien. Ich lehne mich an einen der Stämme und schließe die Augen. Später erkunde ich noch etwas die Gegend.
Gut erholt breche ich wieder auf und erreiche gegen 17 Uhr ein riesengroßes Campingareal. Wie mir am Strand ein Mann sagt, den ich vom Wasser aus angerufen habe, ist das der Campingplatz Marina d´Erba Rossa.
Ich ziehe mein Boot auf den Strand und muss einen riesigen Sandstrand queren, bevor ich das eigentliche Campinggelände von Marina Erba Rossa erreiche. Na, das verspricht schon mal eine schöne Schlepperei, denn die Räder meines Bootswagens würden hier versinken. Aber Silvia und Simon, zwei Gäste des Campingplatzes, helfen mir beim Tragen. Ich bin ihnen sehr dankbar, denn dieser weite Weg hätte bestimmt noch eine Stunde Schlepperei bedeutet.
Spät am Abend komme ich noch mit Simon und Silvie ins Gespräch. Die beiden laden mich noch zu einem korsischen Muscat- Wein ein. Sie kommen aus Kempten und Silvia erzählt, dass sie auch schon mal gepaddelt hat. Dass ich vor habe, wenn möglich, um Korsika herum zu paddeln, finden sie ganz beachtlich. Nächstes Jahr kommen sie in den Ruhestand und dann werden sie sich auch mal eine größere Tour überlegen. Darauf freuen sie sich schon. Die Nacht ist lau und so unterhalten wir fast bis Mitternacht über Reisen, Campingmobile und Paddelboote. Angefüllt mit Träumen verabschieden wir uns und jeder huscht in seine Behausung. |
8. Paddeltag 11 km
Sonntag 11.5. Marina d´Erba Rossa – Picknick am Travo, Flugplatz Solenzara
Es war eine ruhige Nacht. An diesem Sonntag liegt die Campingsiedlung Erba Rossa morgens 7 Uhr noch in tiefem Schlaf. Bis 9 Uhr habe ich alle Packsäcke an den Strand gebracht und beginne, sie im Boot zu verstauen. Da kommt Simon und ladet mich zum Frühstück ein. Ich habe noch nichts gegessen und komme der netten Geste natürlich gerne nach.
Bei heißem Kaffee und Schokohörnchen unterhalten wir uns wieder über Reiseplanungen und ihren schönen Camper und was sie alles noch so unternehmen wollen. In solchen Augenblicken genieße ich die Gesellschaft und so kommt es, dass ich erst 11 Uhr vom Strand ablege.
Der Himmel ist leicht bedeckt, es ist windstill und schwül warm. Ich nutze die glatte See und paddele, um gut voran zu kommen, gleich auf das Kap von Solenzara zu. Das Wetter gefällt mir gar nicht. Ein riesiger Wolkentrichter hängt dunkel über der See. Das sieht nach Gewitter aus. Also muss ich vor der Sturmfront auf der Hut zu sein. Auch in den Bergen wabern Wolken um die Gipfel.
Gegen 14 Uhr paddle ich auf die Küste vor dem Travo zu, um mir eine Pause zu gönnen und die weitere Wetterentwicklung zu beobachten. Als ich mich dem Strand auf Sichtweite nähere, sehe ich in der Ferne jemandem wild winken. Ich gehe an Land und erkenne zu meinem größten Erstaunen, dass es Evi und Hans Peter sind.
Na, Überraschung und Freude hätten nicht größer sein können. Es ist unglaublich, wie der Zufall hier spielt. Wir setzen uns zusammen und Hans Peter zeigt mir auf seinem iPad einen Film, wie ich gerade auf bewegter See paddele. Ich bin gerührt.
Nach einer Stunde gemütlichem Zusammenhocken habe ich keine Lust mehr weiter zu paddeln. Die beiden schlagen mir vor, mein Zelt in Nähe des Wohnmobils aufzubauen. Dann frischt der Wind aus Westen auf und ich muss mich mit dem Zeltaufbau beeilen, es ist warm und schwül und kann jeden Augenblick regnen.
Evi bereitet eine Suppe zum Abendbrot. Gott sei Dank bleibt der Regen aus und so unterhalten wir uns mal wieder angeregt bis in die Nacht hinein.
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